Wer zahlt wirklich den Preis von Palmöl?
Man hört immer wieder, dass für Palmöl der Lebensraum von Orang-Utans zerstört wird. Dabei sieht man allerdings kaum die Zustände vor Ort. Das oben gezeigte Video zeigt explizit die Folgen unseres Palmölkonsums für die vom Aussterben bedrohten Menschenaffen. Neben den “Waldmenschen” (orang für Mensch und utan für Wald) leiden auch Tiger und Nashörner unter den Folgen der Palmöl-Industrie, aber auch Menschen, die unter schlechten Arbeitsbedingungen arbeiten müssen.
Wenn man überlegt, was man durch den Konsum von Palmöl unterstützt, stellt sich die Frage, ob man nicht darauf verzichten oder seinen Konsum bestmöglich eindämmen sollte. Das wird jedoch dadurch erschwert, dass laut der Süddeutschen Zeitung 50% der Produkte in Deutschland Palmöl enthalten (Perras 2020). Ergo stellt sich die Frage, ob es überhaupt möglich ist, diesen Inhaltsstoff zu boykottieren.
Wie kam es dazu?
Laut der englischen Zeitung The Guardian etablierte sich Palmöl als Inhaltsstoff in der Industrie, weil die US Food and Drug Administration (FDA) ihren Herstellern drei Jahre gab, um die zuvor genutzten Trans-Fettsäuren in all ihren Margarinen, Keksen, Kuchen, Popkornsorten, Tiefkühlpizzen, Doughnuts und Biscuits durch Palmöl zu ersetzen (Tullis 2019). Daraufhin etablierte sich Palmöl als Inhaltsstoff in verschiedensten Industriebereichen.
Wie man sieht, ist Palmöl in sehr vielen Nahrungsmitteln enthalten, neben den oben genannten Produkten auch in Süßigkeiten aller Art, aber auch in Puddings und Joghurten, sowie in Kochmischungen. Wenn man auf die Inhaltsstoffe achtet, kann man allerdings auch palmölfreie Alternativen finden. Warum man diese Möglichkeit in Erwägung ziehen sollte, werde ich in diesem Post erarbeiten.
Wie soll man etwas verändern?
Ich denke, dass jeder etwas unternehmen kann und es lediglich auf die eigenen Prioritäten ankommt. Allgemein sollte man sich über die Folgen seines Handelns und Konsums im Klaren sein. Darauf basierend sollte man sein Handeln der eigenen Moral entsprechend ausrichten. Wer ernsthaft etwas verändern möchte, muss dementsprechend den eigenen Konsum anpassen.
Es liegt nahe, auf die entsprechenden Produkte zu verzichten, oder Alternativen ohne Palmöl zu nutzen, gerade, weil sich eine Tendenz zeigt, dass Palmöl in unnötigen Lebensmitteln enthalten ist, die man faktisch nicht braucht. Es geht ganz einfach, man muss lediglich die Inhaltsstoffe nachlesen und verzichtet einfach mal auf Produkte mit Palmöl, insbesondere wenn es Snacks sind.

Ich persönlich achte so gut es geht darauf, palmölfreie Nahrungsmittel zu kaufen. Insbesondere bei “Luxusgütern”, sprich Süßigkeiten und allgemein Nahrungsmitteln, die ich nicht als Hauptmahlzeit zu mir nehme und nicht unbedingt brauche, verzichte ich auf Palmöl.
Weil meine Haut ziemlich empfindlich ist und ich bisher keine funktionierende Alternative gefunden habe, muss ich leider bestimmte Pflegeprodukte nutzen, bei denen ich weniger auf die Inhaltsstoffe achte. Ich denke allerdings, dass es zumindest ein guter Anfang ist, so gut es geht moralisch verwerfliche Produkte zu boykottieren. Indem man auf Palmöl in seinem Essen verzichtet, kann man zumindest in gewissen Maßen täglich ein Zeichen gegen die Standards der verantwortlichen Industrie setzen und eine Veränderung vorantreiben, da die Branche so weniger Geld verdient. Gerade beim Essen kann man leicht feststellen, ob darin Palmöl enthalten ist, weshalb gezielter Boykott von Palmöl eine Möglichkeit ist, um täglich Einfluss zu nehmen.

Warum?
Zum einen sterben bedrohte Tiere und es werden Regenwälder abgeholzt, die für das Klima des Planeten unabdinglich sind. Zum anderen leiden Menschen unter schlechten Arbeitsbedingungen in der Palmöl-Industrie.
Laut Amnesty International verdienen die Arbeiter bei Wilmar, einer Firma, die 43 % des Palmöls anbaut, kaum genug, um zu überleben. In manchen Fällen verdienen die Arbeiter nur 2,5 US-Dollar pro Tag. Auch Produkte, die vom Roundtable of Sustainable Palm Oil als “nachhaltig” gelabelt werden, können laut Amnesty International Palmöl enthalten, für dessen Anbau Arbeitskräfte ausgebeutet wurden (Amnesty International 2016).
Was hat das mit uns zu tun?!
Unser unverantwortlicher Konsum von Palmöl ermöglicht, dass bei dessen Anbau Menschenrechte und Umweltstandards missachtet werden, da wir beim Kauf der Produkte die entsprechende Industrie unterstützen.
Um etwas zu verändern, müssen wir als Zivilbevölkerung durch unseren Konsum eine Veränderung der Palmöl-Industrie anstoßen. Dafür sprechen folgende Ausschnitte, die ich in einer groben Übersetzung zitiere. Sie zeigen, wie intransparent die Standards in der Palmöl-Industrie sind.
“Eine einzelne Palmöl-Mühle, von denen es allein in Malaysia hunderte gibt, kann von einer Vielzahl an Herstellern Materialien beziehen […] Palmöl hat eine der kompliziertesten Versorgungsketten jeglicher Inhaltsstoffe. Selbst wenn das Nachhaltigkeits-Zertifizierungssystem funktioniert wie es soll, werden diese Programme von Umweltschützern kritisiert. Zum Beispiel kann ein Produkt ein “als nachhaltig zertifiziert”- Label erhalten, selbst wenn 99% des enthaltenen Palmöls aus frisch gerodeten Gebieten stammen” (Tullis 2019)
“Es werden weiter ausgelegte Initiativen benötigt, als manche Gebiete als nachhaltige Produktion zu zertifizieren. Andernfalls können nicht-nachhaltige Produzenten einfach weiterhin neue Waldgebiete abholzen und weiterhin einen Markt für ihre Güter erschließen” (Harvey).
Beide Ausschnitte zeigen, dass die Palmöl-Industrie einen Wandel erfahren muss. Insbesondere das zweite Zitat verdeutlicht, dass auch die Ottonormal-verbraucher und Konsumenten durch ihren Konsum Einfluss nehmen müssen, um diesen Wandel herbeizuführen. Durch unseren Konsum können wir die Palmöl-Industrie unter Zugzwang setzen, indem wir ihre Produkte boykottieren, bis sie bessere Standards setzt und auf nachweislich nachhaltiges Palmöl ausweicht. Mit transparenten Standards, die die Rechte der Arbeiter und die Umwelt schützen, könnte man mit einem besseren Gewissen Palmöl zu sich nehmen. Menschen, Tieren und Umwelt würde es guttun.

Dasselbe sagt auch der Roundtable for Sustainable Palm Oil (RSPO), der einräumt, dass er seine Strategien und Interventionen verbessern muss und laut eigener Aussage an der Verbesserung der Standards arbeitet (Harvey):
“Die Situation auf dem Boden erfordert, dass Konzerne, die Regierung und die Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, um die Mission des RSPO zu erreichen” (Harvey zitiert den RSPO).
Auch der WWF vertritt die Auffassung, dass nachhaltiges Palmöl nötig ist und die Standards des RSPO verbessert werden müssen:
“Die “Palm Oil Innovators Group” beispielsweise fordert strengere Kriterien ein. Hier sind neben uns auch Greenpeace und andere NGOs mit an Bord. Dazu kommt das “Deutsche Forum Nachhaltiges Palmöl”, dessen Mitglieder auch eine Verbesserung der Produktionsbedingungen anstreben” (Petersen 2019).
Mein Fazit
Palmöl ist eine vermeintlich nachhaltige Alternative zu den vorher genutzten Inhaltsstoffen. Allerdings sind die Produktionsstandards nicht einheitlich und somit wird ermöglicht, dass beim Anbau von Palmöl der Lebensraum von Orang-Utans, Nashörnern und Tigern zerstört wird, welche daher vom Aussterben bedroht sind. Das relativiert die Nachhaltigkeit dieses Inhaltsstoffes.
Neben den Umweltschutzstandards werden beim Palmölanbau Menschenrechte der Arbeiter missachtet, was zusätzlich den Bedarf an klaren und transparenten Standards für wirklich nachhaltiges Palmöl hervorhebt. Um diese zu erreichen, sollte man versuchen, seinen Palmöl-Konsum einzuschränken und der Industrie zu zeigen, dass es Bedarf an nachhaltigen Alternativen gibt. Lediglich Konzerne wie Nestle zu boykottieren, scheint weniger sinnvoll, da es sich bei dem Problem um ein strukturelles Problem innerhalb der gesamten betroffenen Industrie handelt. Stattdessen sollte man versuchen, allgemein nachhaltiger und bewusster zu konsumieren und gezielt Palmöl und andere unverantwortliche Inhaltsstoffe zu boykottieren.

Was kannst du tun?
- Auf Inhaltsstoffe achten und auf Fertiglebensmittel mit Palmöl verzichten, insbesondere Süßigkeiten
- Beim Kauf von Produkten überlegen, ob du Geld in etwas investieren möchtest, wofür jemand oder etwas anderes ausgebeutet wurde
- DIY / MACH’S DIR SELBST: mehr selbst kochen und backen, dann weißt du was in deinem Essen steckt
- Insbesondere bei Aldi Nord und Burger King auf Inhaltsstoffe achten, wobei man bei Ketten wie Burger King in Bezug auf Nachhaltigkeit ohnehin bei der falschen Addresse ist
Wenn ihr euch für Kochen ohne Palmöl interessiert, kann ich euch den Blog Vegan Richa nahelegen. Dort gibt’s vegane Rezepte, auch palmölfrei. Diese sind sicherlich eine gute Orientierung und zeigen, was ohne Palmöl und tierische Produkte alles möglich ist.
https://www.veganricha.com/category/palm-oil-free
Wenn ihr etwas anmerken wollt, schreibt es gerne in die Kommentare. Unten sind auch alle Quellen, auf die ich mich hierbei bezogen habe, verlinkt.
Vielen Dank fürs Lesen.
-sovlpvnk
Quellen
https://www.amnesty.org/en/latest/news/2016/11/key-facts-about-palm-oil/
https://www.sueddeutsche.de/wissen/orang-utans-die-opfer-des-palmoel-booms-1.3950833
https://www.theguardian.com/news/2019/feb/19/palm-oil-ingredient-biscuits-shampoo-environmental
Nächstes Mal bei sovlpvnk: Hardcore Pit vs. Mosh Pit – Karate Kids vs. Spaßiger Pogo?!
https://sovlpvnk.com/2020/03/22/hardcore-pit-vs-moshpit-karate-kids-vs-friedlicher-pogo/
Hi,
ein sehr wichtiges Thema.
Unglaublich was Palmöl alles anrichtet. Habe vor ein paar Jahren auf meinem Blog auch einmal darüber geschrieben.
Auf jeden Fall ein Thema, das unsere Aufmerksamkeit benötigt.
Danke für den Beitrag ;).
LG
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Hi, Cordula.
Vielen Dank fürs Lesen und für deinen Kommentar. 🙂
Ja, es ist auf jeden Fall ein wichtiges Thema.
Ich denke, man muss sich einfach vor Augen halten, wie das eigene tägliche Verhalten Einfluss auf die Welt haben kann. Daher wollte ich dieses Thema unbedingt ansprechen und aufzeigen, dass jeder Mensch bewusst Entscheidungen treffen kann, die auch an anderen Orten der Welt einen Unterschied machen können.
Ich schaue auch mal bei dir vorbei. 🙂
Gruß,
sovlpvnk
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