Im heutigen Post möchte ich über die meiner Meinung nach simpelste und gleichzeitig effektivste Form der politischen Beteiligung abgesehen vom Wählen sprechen: Veganismus. Dazu werde ich zunächst kurz konventionelle und unkonventionelle politische Partizipation erklären, um euch einen Überblick über das Thema zu verschaffen. Danach werde ich über Veganismus sprechen und darstellen, warum es meiner Meinung nach die grundlegendste und leichteste Form der Partizipation ist.
Die moralischen Argumente für Veganismus sind recht offensichtlich und Antagonist AD zeigen sie auf drastische Art und Weise. Allerdings werde ich heute hauptsächlich aufzeigen, welches Potential in einer pflanzlichen Ernährungsweise steckt. Eine simple Entscheidung für diesen Lebensstil kann einen massiven Einfluss haben, den ich heute aufzeigen möchte. Viel Spaß.

Was ist politische Partizipation?
Kaase definiert sie als “Formen menschlichen Handelns, mit denen Individuen oder Gruppen versuchen, Einfluss auf allgemein verbindliche Entscheidungen zu nehmen oder unmittelbar an diesen mitzuwirken” (Kaase 1997 zitiert von Konrad Adenauer Stiftung). Politische Partizipation ist also politische Teilnahme.
Diese kann man in konventionelle und unkonventionelle Partizipation aufteilen. Die gängigste Form konventioneller Partizipation ist Teilnahme an Wahlen und Abstimmungen. Weitere Beispiele dafür sind parteibezogene Aktivitäten, Gemeinde-Wahlkampf und Politiker-bezogene Aktivitäten (Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung). Unkonventionelle Methoden sind beispielsweise legaler Protest, ziviler Protest und politische Gewalt (Vgl. ebd.). Diese können außerhalb des in der Verfassung und in Gesetzen geregelten Bereiches fallen (Konrad Adenauer Stiftung).
Heute werde ich hauptsächlich unkonventionelle Partizipation ansprechen.
Unkonventionelle politische Partizipation
In Deutschland kam es vor allem durch die 68er-Bewegung zu einem Aufschwung der unkonventionellen politischen Partizipation in Folge eines ausgedehnten Bildungsstandes (Hadjar et al. 412).
Hadjar et al. definieren sie wie folgt: “Als unkonventionelle politische Partizipation werden jene Formen politischer Beteiligung verstanden, die, im Sinne unverfasster bzw. nicht auf verfasste Aktivitäten bezogener Beteiligungsformen, spontan oder geplant in relativer Distanz zu parteibezogenen politischen Institutionen entstehen” (Kaase 2000) (Zitiert von Hadjar et al. 412) Sprich, unkonventionelle politische Partizipation beschreibt, wie bereits angesprochen, politisch motiviertes Handeln abseits der Politik und Wahlen, durch welches sich Privatpersonen beteiligen können. Dabei kann es sich um legale und illegale Partizipationsformen handeln.

Um zu verdeutlichen, worum es sich dabei explizit handeln kann, folgen hier einige Beispiele basierend auf Barnes et al.s ” Political Action Study” von 1979:
“das Schreiben von Parolen an Wände, die Beteiligung an Unterschriftensammlungen, die Beteiligung an Boykotts, die Teilnahme an genehmigten politischen Demonstrationen, die Weigerung der Zahlung von Mieten, Raten oder Steuern, die Beteiligung an wilden Streiks, Besetzungen von Fabriken, Ämtern und anderen Gebäuden, das Aufhalten des Verkehrs durch eine Demonstration sowie die Beschädigung fremden Eigentums und die Anwendung von Gewalt gegen Personen” (Hadjar et al. 413).
All dieses Handeln ist keine Alternative zu konventioneller Partizipation, sondern eher eine Ergänzung (Hadjar et al. 414). Wenn man also nicht mit dem Handeln der Politiker*innen zufrieden ist, hat man abgesehen von den Wahlen die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden, um auf Themen aufmerksam zu machen und den Druck auf die Regierung zu erhöhen.
Was interessiert mich Theorie… ?!
Wie man sehen kann, gibt es neben Beteiligung durch Wahlen diverse andere Möglichkeiten, die jede einzelne Person wahrnehmen kann, um Einfluss auf die Politik zu nehmen. Wenn wir also so viele Möglichkeiten haben, warum sollten wir diese nicht nutzen?
Durch das Internet und die modernen Medien ist es heute umso leichter, aktiv zu werden und sich für eine positive Veränderung einzusetzen. Man muss nicht länger Briefe schreiben, um Politiker zu kontaktieren, sondern kann mithilfe von Seiten wie Campact online Unterschriften sammeln und Petitionen unterschreiben, um Druck auszuüben und weltweit Einfluss zu nehmen.
Somit ist es allgemein leichter denn je, politisch aktiv zu werden und man muss nicht einmal das Haus verlassen. Trotz Corona ist es also möglich, teilzunehmen, wie man auch am aktuellen Beispiel der USA sieht. Man kann beispielsweise Petitionen unterschreiben und Geld spenden, um trotz der räumlichen Distanz und der Pandemie ein Zeichen zu setzen und Solidarität zu zeigen. Auf Twitter wird zum Beispiel oftmals eine Liste an Petitionen und Spendenzielen retweetet, die man als Orientierung nutzen kann.
https://blacklivesmatters.carrd.co/#petitions
…Und was hat das mit Veganismus zu tun?
Bei Veganismus handelt es sich um unkonventionelle Partizipation in Form von Boykott. Man boykottiert Fleisch, Milchprodukte, Eier und Honig, sprich alle tierischen Produkte. Dieses Konsumverhalten bringt einen Vorteil mit sich, den die meisten anderen Formen politischer Partizipation nicht mit sich bringen: es ist eine alltägliche, jedem zugängliche Beteiligungsform, die auf einem Grundbedürfnis basiert.
Ich weiß, dass es für manche behinderte Menschen eventuell nicht zugänglich ist, beispielsweise, wenn diese in einem Heim leben und andere ihnen diese Entscheidung abnehmen. Auch für Menschen in Entwicklungsländern ist diese Ernährungsform schwerer zugänglich, aber das ändert nichts daran, dass Veganismus für die breite Masse in Industrienationen komplett zugänglich ist. Wir sind in der privilegierten Position, in der wir uns leisten können, dies zu tun. An sich gibt es also keine Ausreden.
Welche Vorteile bringt dieser Lebensstil mit sich und warum ist es der meiner Meinung nach einfachste Weg um sich zu engagieren? Das seht ihr in den folgenden Kapiteln.
Warum Vegan?
Es gibt einige Argumente, die für eine vegane Ernährungsweise sprechen. Diese werde ich in den kommenden Kapiteln erarbeiten und daraufhin erklären, warum Veganismus für mich die simpelste Form der Partizipation ist. Dies ist keine Erörterung mit Argumenten pro und contra Veganismus. Ich spreche hier hauptsächlich über die Effizienz des Veganismus.
1.Alltagskompatibilität
Die Nachteile, die andere Partizipationsformen mit sich bringen, fallen bei Veganismus weg. Angenommen, man möchte an einer Demo teilnehmen. Wegen Corona ist dies aktuell nur eingeschränkt unter Einhaltung des Mindestabstands möglich. Außerdem kann es je nach Demo und Anwesenden Ausschreitungen geben, wodurch das leibliche Wohl gefährdet werden kann, insbesondere in einem autoritären Staat oder während einer Krise, wie man es gerade in Amerika sieht. Davon abgesehen muss man ganz grundsätzlich überhaupt die Zeit haben, um daran teilzunehmen und zum Veranstaltungsort zu kommen. Es kostet also Zeit aus dem Alltag und Ressourcen.
Das Unterschreiben von Petitionen verbraucht nicht sehr viel Zeit. Allerdings ist es eine einmalige Aktion und man arbeitet damit nicht kontinuierlich auf etwas hin. Man baut Druck auf und zeigt, dass das Thema Menschen bewegt, wodurch man Aufmerksamkeit darauf und auf den damit verbundenen Handlungsbedarf lenkt. Allerdings ist dies im Gegensatz zu Veganismus keine kontinuierliche und direkte Einflussnahme.
Das alles gilt nicht für Veganismus, da es sich dabei um einen Lebensstil handelt, den man in den eigenen Alltag einbauen kann. Jeder Mensch kann sich vegan ernähren und indem man das tut, integriert man automatisch eine Form von Partizipation, nämlich Boykott, in den eigenen Alltag, wodurch man täglich ein Zeichen setzt. Anfangs muss man sich vielleicht umstellen. Wenn man sich aber daran gewöhnt hat, wird die vegane Ernährung alläglich und bringt keinen Mehraufwand mit sich.

2.Wandel der Industrie
Veganer*innen setzen durch ihren Konsum täglich ein Zeichen gegen die Grausamkeit, die hinter jeglichen tierischen Nahrungsmitteln steckt. Man boykottiert die gesamte damit verbundene Industrie und unterstützt diese nicht. Somit verdient sie weniger Geld und man regt eine Veränderung an. Das hat offensichtliche Auswirkungen.
Allein die Anzahl an Ersatzprodukten, die in den letzten Jahren aufgekommen ist, zeigt, dass die Industrie merkt, wie profitabel das Geschäft mit veganen Produkten ist und daher mehr Geld in diese steckt. Die Marke “Rügenwalder Mühle” hat früher zum Beispiel ausschließlich Fleisch verkauft. Heute gibt es zunehmend vegetarische und vegane Alternativen dieser Marke und es ist geplant, langfristig auf komplett vegane Produkte umzusteigen:
“Nach Aussagen des Geschäftsführers Godo Röben ist es durchaus möglich, dass Rügenwalder Mühle eines Tages komplett vegan sein wird. Er meint in einem Interview, dass sie sich alles vorstellen können – die Entscheidung, wie weit die veganen Produkte die Fleischprodukte verdrängen, liege letztendlich beim Verbraucher” (Huth: 2019).
Bereits jetzt ist geplant, alle vegetarischen Produkte zu veganisieren und bereits Ende des Jahres sollen 40 % der Rügenwalder-Produkte vegan sein (Rügewalder Mühle: 2020).
Davon abgesehen hat der größte amerikanische Milchproduzent letztes Jahr vermeldet, dass er bankrott geht: ‘ America’s largest milk producer, is filing for bankruptcy. The 94-year-old company has struggled in recent years because Americans are drinking less cows milk’ (Valinsky: 2019).
Anhand dieser Beispiele sieht man bereits, dass es durchaus Sinn macht, sich vegan zu ernähren. Es verändert auf jeden Fall etwas. Marken ziehen daraus Konsequenzen und passen ihr Angebot an. Teils ersetzen sie daher bereits nicht-vegane Produkte durch vegane Alternativen. Die Logik, dass man als Einzelperson nichts verändern könne, zieht also nicht. Veganismus regt offensichtlich eine Veränderung an und trägt jetzt bereits Früchte, da die Ernährungs-Branche offener für nachhaltige Produkte wird und sich verändert. Aufgrund der größeren Nachfrage gibt es auch mehr vegane Produkte.
“Brazil’s president accuses actor DiCaprio of financing Amazon fires, offers no evidence”
-Das ist leider kein Meme. Hierbei handelt es sich um eine Schlagzeile aus dem Jahr 2019. Bolsonaro selbst ist hingegen sehr wahrscheinlich an den Waldbränden schuld, wie auch die Massentierhaltung weltweit:

3.Rodung für die Massentierhaltung
“Die Verschlechterung der Lage fällt mit dem Amtsantritt Bolsonaros im Januar zusammen, der sich für eine verstärkte Ausbeutung des Regenwaldes ausgesprochen hatte. Seitdem nahmen die Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 83 Prozent zu, wie die Zeitung Folha de S. Paulo berichtete” (Süddeutsche Zeitung 2019). Davon abgesehen befürwortete der Präsident öffentlich Brandrodungen und versuchte, sie als Kulturgut zu rechtfertigen: “‘He said that both deforestation and fires are cultural practices in the country. The president was asked if he would take any measures to reduce deforestation. “You won’t end deforestation or burning. It’s cultural,” he said’ (Freelon). Wer wirklich für die Rodung verantwortlich ist (Bolsonaro), ist also recht offensichtlich.
Schätzungsweise 30000 Quadratkilometer Waldfläche wurden Stand 2011 jährlich gerodet (vgl. Liebreich, 2011). Liebreich stellt auch folgendes fest: “[…] ein großer Anteil des Viehfutters, dass für die Fleischerzeugung hierzulande benötigt wird, stammt aus Südamerika. Einer der wichtigsten Futterbestandteile ist Soja, mehr als 75 Prozent des Bedarfes in Deutschland wird laut WWF inzwischen mit Lieferungen aus Brasilien gedeckt” (ebd.). Dies verdeutlichen auch folgende Schätzungen “Nach dessen Berechnungen wurden für die Fleischimporte nach Deutschland pro Jahr rund 2,5 Quadratkilometer geschützte Naturgebiete in Weideland umgewandelt – jährlich etwa 350 Fußballfelder. Damit sei Deutschland für sieben bis acht Prozent der Abholzung durch EU-Importe verantwortlich” (Dowedeit). Das betrifft allein den deutschen Bedarf and Soja und die Abholzung von Schutzgebieten, verdeutlicht also nicht ansatzweise das gesamte Ausmaß an Rodungen, da weitaus mehr nicht geschützte Gebiete gerodet werden.
Für die Futtermittel der Tiere in der Massentierhaltung werden erwiesenermaßen Regenwälder abgeholzt. Nicht nur wenn man Fleisch, sondern auch wenn man Milchprodukte kauft, unterstützt man diesen Prozess und trägt zum Klimawandel bei, da bei der Rodung und durch die Massentierhaltung selbstTreibhausgase ausgestoßen werden.
Je weniger Bäume vorhanden sind, umso weniger Kohlendioxid kann von den Bäumen verarbeitet und wieder in Sauerstoff umgewandelt werden. Daher fördert auch die Abholzung den Klimawandel. Davon abgesehen trägt dies zum Artensterben bei, da Regenwälder die artenreichsten und am dichtesten belebten Lebensräume sind. Indem man tierische Produkte boykottiert, setzt man konsequent ein Zeichen gegen all diese Dinge und trägt nicht dazu bei. Es hat also globale Auswirkungen, wenn man seinen eigenen Konsum anpasst.

4.Tägliche Bekämpfung des Klimawandels
Wie bereits angeschnitten, nimmt man durch Veganismus Einfluss auf den Klimawandel. Laut der Livestock Environment and Development Initative und der FAO, Organisationen der EU und UN, sind in jedem Schritt, den tierische Produkte in ihrer Produktion durchlaufen, Schadstoffausstöße vorhanden: “At virtually each step of the livestock production process substances contributing to climate change or air pollution, are emitted into the atmosphere, or their sequestration in other reservoirs is hampered. Such changes are either the direct effect of livestock rearing, or indirect contributions from other steps on the long road that ends with the marketed animal product” (LEAD, 79).
Auch werden von der Massentierhaltung große Anteile der Treibhausgase Kohlenstoffdioxid, Methan und N2O ausgestoßen (ebd. 82). Darunter fallen zusätzlich die Emissionen, die durch Düngemittel für den Anbau von Futter für die Tiere freigesetzt werden (ebd. 86).
Um den Anteil der Massentierhaltung an den Gasemissionen zu verdeutlichen, hier einige Zahlen von der FAO, der Food and Agriculture Organization of the United Nations und von einem Forscher der Oxford University:
- Die Massentierhaltung ist für 14,5 % der anthropogenen Treibhausgasausstoßes verantwortlich (Vgl. FAO 2006)
- Kuhfleisch ist für 41% dieses Ausstoßes und Milch für 20 % dieser Emissionen verantwortlich (Vgl. ebd.)
- laut der Universität von Oxford sparen Veganer*innen jährlich zwei Tonnen an Treibhausgasen ein (Nezik 2019). Bei einer veganen Ernährungsweise und ansonsten gleichbleibendem Lebensstill lassen sich die Emissionen also stark verringern (Ebd.).
- Laut Dr. Springman von der Oxford Martin School könnten sich durch eine globale Ernährungsrichtlinien 5,1 Million Leben bis 2050 retten lassen. Durch eine vegetarische Ernährungsrichtlinien könnte man sogar 7,3 und bei veganen Richtlinien 8,1 Million Leben im gleichen Zeitraum retten (Vgl. Springman 2016)
- Laut der gleichen Quelle könnten durch Richtlinien 29%, bei vegetarischen bereits 63 % und bei veganen Richtlinien 70 % der nahrungsbasierten Emissionen vermeiden lassen, was zur Beschränkung der Klimaerwärmung auf 2 Grad Celsius beitragen würde (Vgl. ebd.).
Mehr als ein Zehntel der Treibhausgas-Emissionen kommt also aus der Massentierhaltung und ließe sich durch vegane Ernährung vermeiden. Darauf kann also jede einzelne Person täglich Einfluss nehmen. Man muss lediglich einen simplen, alltäglichen Aspekt anpassen, um eine starke Veränderung voranzutreiben. Indem man seinen Konsum anpasst, kann man täglich Einfluss nehmen und dennoch einen guten Lebensstandard aufrechterhalten. Dadurch kann man potentiell massiven Einfluss nehmen und langfristig Menschenleben retten, die ansonsten durch Klimawandel und Krankheiten verloren werden könnten. Warum sollte man es also nicht versuchen?

5. Größere Ressourceneffizienz
Wenn man sich vegan ernährt, trägt man nicht zu den Emissionen der Massentierhaltung bei. Außerdem vebraucht eine vegane Ernährung weniger Ressourcen, da allein für das Futtermittel der Tiere eine große Menge an Fläche und Ressourcen verbraucht wird.
Ressourcenverbrauch für 1 KG Rindfleisch (Stand 2016)
Das steckt hinter einem Kilogramm Rindfleisch
15400 Liter Wasser
22 kg Treibhausgase (Laut FAO sogar mehr als 40kg)
27 bis 49 Quadratmeter Nutzfläche
3,9 bis 9,4 kg Getreide
Die obrigen Angaben beziehen sich lediglich auf 1 kg Fleisch. Deutschland erzeugte 2006 1,2 Mio Tonnen Rindfleisch, die EU insgesamt 7,8 Mio Tonnen (Vgl. Brade et al. 265). Wenn man den Ressourcenverbrauch und Gasausstoß hochrechnet, verdeutlicht dies den immensen Verbrauch an Ressourcen in der Fleischproduktion. Bei den oben genannten Zahlen handelt es sich allein um Rindfleisch in Deutschland und Europa. Ergo sind die Gesamtmengen an Fleisch und dafür verbrauchten Ressourcen global deutlich höher.
Laut Thünen-Institut wurden 2016 in Deutschland 5,6 Mio Tonnen Schweinefleisch und 2019 1,7 Mio Tonnen Hühnerfleisch erzeugt (Vgl. Thünen-Institut). Mit diesen sind logischerweise auch ein gewisser Ressourcenverbrauch für Futtermittel und ein Gasausstoß verbunden.
6.Anteil an Proteinen, die auf gleicher Fläche erzeugt werden könnten
Vegan macht viel mehr Menschen satt
Pflanzen 100%
Geflügel 50%
Milch 25%
Schweinefleisch 10%
Rindfleisch 4%
Wie man an den Werten sieht, lässt sich auf der gleichen Anbaufläche 25-mal so viel Protein auf Pflanzenbasis erzeugen, wie es auf der gleichen Fläche auf Rindfleischbasis erzeugt werden könnte. Zudem kann auf der gleichen Fläche viermal so viel pflanzliches Protein wie durch Milch erzeugt werden. Eine vegane Ernährungsweise ist deutlich effizienter und verbraucht weniger Ressourcen als eine omnivore Ernährungsweise, kann jedoch gleichzeitig mehr Menschen ernähren (Vgl. Albert Schweitzer Stiftung).
Dafür spricht auch der Verlust an Kalorien durch Umwandlung in tierische Produkte. Brot hat genau so viele Kalorien wie das dafür verwendete Getreide (Vgl. Brot für die Welt). Fleisch hingegen ist deutlich weniger nahrhaft. Für die Produktion von einer Kalorie an Kuhfleisch werden zehn mal so viele pflanzliche Kalorien verbraucht. Eine Kalorie von Hühnerfleisch benötigt zur Erzeugung die vierfache Menge an pflanzlichen und eine Kalorie von Schweinefleisch drei mal so viele pflanzliche Kalorien (Vgl. Brot für die Welt). In der Fleischproduktion werden also allein für das Futtermittel Kalorien ver(schw)endet, die ansonsten in die Ernährung anderer Menschen gesteckt werden könnten. Würde man die Anbauflächen für Futtermittel durch pflanzliche Nahrung für Menschen ersetzen, könnte man dem entsprechend mehr Menschen ernähren.
Dieses Problem der ineffizienten Ressourcennutzung verdeutlicht auch das Verhältnis zwischen der Anbaufläche, dem dort angebauten Produkt und den Menschen, die dadurch ernährt werden können. Ein Hektar im Kartoffelanbau kann genug Kalorien erzeugen, um 17 Menschen zu versorgen. Die gleiche Anbaufläche an Weizen reicht nur für 9 Menschen aus, bei Soja nur für fünf. Die Kalorien, die durch Rinder- und Schweinefleisch auf der gleichen Fläche erschlossen werden, reichen hingegen nur für zwei Menschen aus (Vgl. Brot für die Welt).
Es zeigt sich also, dass die Massentierhaltung deutlich ineffizienter als der Anbau pflanzlicher Produkte ist, da man eine größere Fläche und mehr Ressourcen in tierische Produkte hineinstecken muss, als in pflanzliche. Logischerweise, da man Pflanzen direkt konsumieren kann und Tiere vor der Schlachtung über eine längere Zeit hinweg mit Futtermitteln füttern muss, welche zusätzliche Flächen verbrauchen.

Warum sollte man Veganismus in Betracht ziehen?
- anders als Demonstrationen steht Veganismus täglich zur Verfügung und bietet somit eine Basis für alltägliche Partizipation und Aktivismus
- Veganismus lässt sich einfach in den Alltag integrieren. Man isst täglich und durch Veganismus setzt man bei der Befriedigung dieses Grundbedürfnisses ein Zeichen. -Einfacher geht es nicht
- es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Veganismus die bessere Alternative zu einer omnivoren Ernährung ist, da sie der Umwelt und der Gesundheit gut tut. Immer wieder wird auch im Mainstream aufgezeigt, dass zu viel tierische Produkte produziert und konsumiert werden und diese der Umwelt schaden, beispielsweise Milch und Butter
- der Klimawandel betrifft uns alle und bereits jetzt spüren wir die Folgen. Durch Veganismus kann dem jede einzelne Person entgegenwirken
- tierische Produkte jeder Form sind ausnahmslos mit Grausamkeit verbunden, wer dies nicht unterstützen möchte, sollte statt zu reden auch selbst etwas unternehmen und sein Handeln der eigenen Moral anpassen. Sprich, wenn ihr die Bedingungen in der Massentierhaltung unangemessen findet, unterstützt sie nicht, ansonsten ändert sich auch nichts
- ein weiterer moralischer Grund: Wegen dem Konsum tierischer Produkte ist die Existenz von Mio anderer Lebewesen die pure Hölle und endet schließlich, nur damit man für ein paar Stunden satt ist. Daher fragt euch vielleicht beim Essen, ob es euch das wert ist
Fazit:
Durch eine simple Umstellung im Alltag ist es jeder Person möglich, täglich gegen die Ineffizienz und Auswirkungen der Massentierhaltung auf unserem Planeten entgegenzuwirken. Wenn man die genannten Daten betrachtet und sich verdeutlicht, dass es heute leichter denn je ist, sich vegan zu ernähren, stellt sich nur die Frage, warum man es nicht tun oder zumindest versuchen sollte.
Anders als Teilnahme an Demonstrationen bietet Veganismus täglich eine Plattform zur Partizipation. Darüber hinaus fallen Nachteile bezüglich des Zeitaufwandes, wie auch eventuell rechtliche Konsequenzen, die andere Partizipationsformen mit sich bringen können, weg.
Veganismus basiert auf einem Grundbedürfnis, das man ohnehin täglich decken muss. Daher kann man dabei genau so gut ein Zeichen setzen. Eine pflanzliche Ernährung ist die perfekte Basis für politische Partizipation, da man durch sie Partizipation in den Alltag integriert und somit täglich partizipiert. Dies kann man durch andere Partizipationsformen ergänzen, je nachdem ob man beispielsweise Zeit für Demonstrationen hat oder nicht. Veganismus ist also eine grundlegende Form der Partizipation.
Wenn es also so leicht und täglich zugänglich ist, warum sollte man diese Möglichkeit nicht nutzten, vor allem, wenn man weiß, welche Konsequenzen der Konsum tierischer Produkte mit sich bringt?
In diesem Post bin ich bewusst nicht wirklich auf moralische Aspekte eingegangen, da es mir lediglich um die Effizienz des Veganismus geht. Wenn ihr euch über das Thema informieren wollt, gibt es online diverse Quellen, die auch die moralischen Argumente für Veganismus aufzeigen. Wenn ihr Bedenken wegen gesundheitlichen Aspekten habt, könnt ihr folgende Seite abchecken. https://www.eatrightpro.org/-/media/eatrightpro-files/practice/position-and-practice-papers/position-papers/vegetarian-diet.pdf
Sie stammt von einer unabhängigen Quelle, von Ernährungsberatern und daraus wird ersichtlich, dass man sich zu jedem Zeitpunkt des Lebens vegan ernähren kann.
Wie immer vielen Dank fürs Lesen.
-sovlpvnk
Nächstes Mal bei sovlpvnk: Listen-In #2: Feminsmus für Anfänger: Sharptooths “Single Status”
https://sovlpvnk.com/2020/06/29/listen-in-2-feminsmus-fur-anfanger-sharptooths-single-status/
Quellen:
Academy of Nutrition and Dietetics (2016): “Position of the Academy of Nutrition and Dietetics: Vegetarian Diets.” In: eatrightpro.org, URL: https://www.eatrightpro.org/-/media/eatrightpro-files/practice/position-and-practice-papers/position-papers/vegetarian-diet.pdf [03.06.2020].
Albert Schweitzer Stiftung (2016): ” Das steckt hinter einem Kilogramm Rindfleisch”, In: albert-schweitzer-stiftung.de, 01.11.2016, URL: https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/1-kg-rindfleisch [04.06.2020].
Albert Schweitzer Stiftung (2018): “Vegan macht viel mehr Menschen satt”, In: albert-schweitzer-stiftung.de, 05.04.2018, URL: https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/vegan-macht-viel-mehr-menschen-satt [04.06.2020].
Brade, Wilfried; Gerhard Flachowsky (2007): “Rindfleischerzeugung aus globaler Sicht – Rahmenbedingungen, Produktion, Handel, Perspektiven (C. Deblitz, D. Brüggemann)”, In: Landbauforschung Völkenrode, Sonderheft 313, (2007), URL: https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dk038736.pdf [05.06.2020].
Brot für die Welt: “Fleischkonsum und Landverbrauch.” In: rot-fuer-die-welt.de, URL: https://www.brot-fuer-die-welt.de/fileadmin/mediapool/2_Downloads/Sonstiges/ZukunftsWG_2_Ernaehrung.pdf [04.06.2020].
Bundeszentrale für politische Bildung: ” Politische Beteiligung/ URL: https://www.bpb.de/nachschlagen Politische Partizipation”. In: Bpb.de, /lexika/handwoerterbuch-politisches-system/202091/politische-beteiligung-politische-partizipation?p=all [03.06.2020].
Dowedeit, Anette (2019): “Wie die Deutschen den Regenwald mit aufessen.” In: welt.de, 20.10.2020, URL: https://www.welt.de/politik/article202170476/Fleischkonsum-Wie-wir-Deutschen-den-Regenwald-mit-aufessen.html [03.06.2020].
Earth Overshoot Day. “Earth Overshoot Day marks the date when humanity’s demand for ecological resources and services in a given year exceeds what Earth can regenerate in that year.” In: overshootday.org, URL: https://www.overshootday.org/ [11.06.2020].
Food and Agriculture Organization of the United Nations: ” Global Livestock Environmental Assessment Model (GLEAM).” Fao.org, URL: http://www.fao.org/gleam/results/en/#c303616 [05.06.2020].
Food and Agriculture Organization of the United Nations: “Key facts and findings.” Fao.org, URL: http://www.fao.org/news/story/en/item/197623/icode/ [05.06.2020].
Hadjar, Andreas; Rolf Becker (2007): ” POLITISCHE PARTIZIPATION IM ZEITVERLAUF. Hat die Bildungsexpansion zu einer politischen Mobilisierung beigetragen?” In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 59, Heft 3, 2007.
Huth, Frederike (2019): “Rügenwalder Mühle: Wird der Fleischproduzent bald komplett vegan?” In: peta.de, URL: https://www.peta.de/ruegenwalder-muehle-vegan [03.06.2020].
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LEAD Livestock Environment and Development Initative (2006): “Livestock’s long shadow. Environmental issues and options.” In: virtualcentre.org, URL: http://www.fao.org/3/a-a0701e.pdf [03.06.2020].
Liebreich, Silvia (2011): “Raubbau am Regenwald. Fleisch frisst Land.” In. sueddeutsche.de, 13.10.2020, URL: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/raubbau-am-regenwald-fleisch-frisst-land-1.1161723 [03.06.2020].
Nezik, Ann-Kathrin (2019): “Jeder Veganer spart jährlich zwei Tonnen an Treibhausgasen.” In: spiegel.de, 26.04.2019, URL: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/veganer-sparen-jaehrlich-zwei-tonnen-treibhausgase-a-1264577.html [04.06.2020].
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Springman, Marco (2016): “Plant-based diets could save millions of lives and dramatically cut greenhouse gas emissions.” In: Oxford Martin School, URL: https://www.oxfordmartin.ox.ac.uk/news/201603-plant-based-diets/ [09.06.2020].
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Thünen-Institut: “Nutztierhaltung und Fleischproduktion in Deutschland”, In: thuenen.de, URL: https://www.thuenen.de/de/thema/nutztiershyhaltung-und-aquakultur/nutztierhaltung-und-fleischproduktion-in-deutschland/ [05.06.2020].
Valinsky, Jordan (2019): “America’s largest milk producer files for bankruptcy.” In: CNN.com, URL: https://edition.cnn.com/2019/11/12/business/dean-foods-bankruptcy/index.html [03.06.2020].
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3 thoughts on “For the Future #2: Veganismus, die wohl simpelste Form der Partizipation”