Bald wird der Science-Fiction Klassiker “Dune” von Frank Herbert mit Starbesetzung neu verfilmt. Die Betonung liegt auf “neu”, da es bereits in den 80ern eine Verfilmung des Werkes gab.
Ich kaufte das Buch ehrlich gesagt unabhängig davon, weil es als Klassiker gilt und las die Originalversion. Meine Erwartungen waren nicht sehr hoch, da es aus den 60er Jahren stammt, doch ich war durchaus positiv überrascht. “Dune” ist ein sehr interessanter Sci-fi-Epos und ich bin durchaus gespannt auf den Film, obwohl ich das Gefühl habe, dass der Roman schwer zu adaptieren sein könnte.
Da jüngst der Trailer zum Film veröffentlicht wurde, möchte ich den Roman vor diesem Hintergrund reviewen. Zur audiovisuellen Unterstützung seht ihr im Folgenden den Trailer zur neuen Verfilmung.
Worum geht es in “Dune”?
“Dune” spielt in einer Zukunft, in der die Menschen durch Raumfahrt andere Planeten bereisen können. Es gibt in diesem Universum detaillierte Herrschaftsstrukturen und neben einem Imperium verschiedene Adelshäuser mit Lehnsherrschaft über eigene Planeten.
Über den Verlauf der Geschichte hinweg begleiten wir den Erben der Familie Atreides, Paul, auf seinem Weg von einem jungen Erben zum Fürsten. Die Atreides-Familie geführt von seinem Vater, Fürst Leto Atreides, erhält die Lehnsherrschaft über den desolaten Wüstenplaneten Arrakis und bereitet sich anfangs auf die Reise zur neuen Heimat vor.
Bereits von Beginn an ist klar, dass Unheil im Verzug ist, da es in den Reihen der Atreides und ihrer Dienerschaft einen Verräter gibt und es entfalten sich interessante Intrigen und Gedankenspiele zwischen den Charakteren, da diese versuchen, den Verräter zu entlarven oder nicht als solcher entlarvt zu werden.
Auf dem Wüstenplaneten kommt es schließlich zum Verrat und die Handlung eskaliert fortan schlagartig. Paul muss den Verrat überleben und macht es sich zum Ziel, sein rechtmäßiges Erbe anzutreten. Währenddessen muss er jedoch mit seinen neu erweckten Kräften und den damit verbundenen internen Konflikten umgehen.

Die großartige Welt von “Dune“
Wie bereist angeschnitten, gibt es im Universum von “Dune” verschiedene Fraktionen mit eigenen Zielen. Die Intrigen der Charaktere untereinander sind der große Verkaufspunkt des Buches und bringen überhaupt seine Story in Gang.
Im Zentrum der Handlung steht der Konflikt zwischen Familie Atreides und deren Rivalen, den Harkonnen, einer anderen Adelsfamilie. Neben diesem Konflikt gibt es verschiedenste Interessengruppen und Fraktionen auf galaktischer und lokaler Ebene. Auf Arrakis, wo der Großteil der Handlung spielt, leben beispielsweise Rebellen, namens Fremen, die sich dem Leben in der Wüste angepasst haben. Galaxieübergreifend gibt es Menschen mit verschiedenen Kräften, wie die Bene Gesserit und die Mentate. Erstere dienen ihrem Orden und dessen Zweck, während letztere angeheuert werden und ihrem Arbeitsgeber treu sind. Bene Gesserit können andere Menschen manipulieren und nutzen dazu Kräfte, die wahrscheinlich als Inspiration für die Macht in Star Wars dienten.
All diese Fraktionen haben eigene Ziele und teils auch Bräuche, die dem Buch eine immense Tiefe geben. Dabei bleibt die Handlung jedoch interessant, da die detaillierte Gestaltung dieser Gruppen die Handlung bereichert und vorantreibt. Beispielsweise ist Wasser auf dem Wüstenplaneten rar, weshalb man um jeden Preis Wasser spart. Daher tragen die Einheimischen Geräte mit sich, die das Wasser, das beim Ausatmen ausgestoßen wird, wieder auffangen und konservieren. Die Fremen konservieren zudem das Wasser aus Leichen, um dieses nicht zu verschwenden. Basierend auf Wasser und dessen Konservierung hat sich auf dem Planeten also ein ganz eigenes System entwickelt. Wie dieses System funktioniert und wie die “Shai-Hulud” oder “Schöpfer” genannten riesigen Sandwürmer in diese Kultur hineinspielen, erfährt man im Verlauf des Buches.
Das düstere Schicksal des Paul Atreides
Inmitten dieser Welt und ihrer Konflikte steht der Protagonist Paul. Er ist ein interessanter Charakter, der aufgrund seines lebenslangen Trainings bereits mit 15 Jahren sehr reif und analytisch ist. Im Laufe des Buches entwickelt er interessante Fähigkeiten. Ab einem bestimmten Punkt kann er mit Einschränkungen in die Zukunft sehen und die verschiedenen Ausgangsmöglichkeiten einer Situation wahrnehmen. Dabei ist jedoch nie gewiss, wie eine Situation genau enden wird, weshalb die Spannung konstant aufrechterhalten wird. Obwohl er die möglichen Szenarien kennt, ist Pauls Leben nie komplett sicher und er muss taktisch an Situationen herangehen, da er sonst sterben könnte.
Paul wird sich zunehmend der schrecklichen Folgen bewusst, die sein Handeln in Zukunft haben könnte und es entsteht ein interessanter interner Konflikt, der darin besteht, dass er sein Anrecht auf das Erbe seines Vaters einfordern, gleichzeitig jedoch einen Glaubenskrieg verhindern möchte, der in Zuge dessen entstehen und die Galaxis ins Chaos stürzen könnte. Diese Dynamik bleibt bis zum Ende des Romans interessant und nimmt in ihrer Intensität mit fortlaufender Geschichte zu, da sich Paul immer weiter in Richtung seiner Bestimmung und des “Jihad” bewegt.

Glanzmomente
Das Erwachen von Pauls Kräften war für mich einer der interessantesten Momente im Buch. Das Konzept, Erinnerungen aus der Zukunft bereits in der Gegenwart sehen zu können, ist sehr interessant und schafft geniale Möglichkeiten für eine Story, die das Buch gekonnt nutzt, um Spannung zu erzeugen und die Handlung voranzutreiben. Paul kennt zwar die Möglichkeiten seiner Zukunft, weiß jedoch nicht, wie er dort hinkommt und wie er genau eine Herausforderung bestehen kann. Dadurch kommt es zu vielen taktischen Überlegungen und starken inneren Konflikten.
Genau solche Spielereien mit Gedanken und Zwiespälten machen “Dune” zu einem äußerst interessanten Buch und halten es bis zum Ende spannend, da man trotz Pauls Wissen über die mögliche Zukunft nie genau weiß, was passieren wird. Selbst Paul weiß dies nie genau. Frank Herbert spielt auf diese Weise mit den Erwartungen der Leser*innen und zwingt sie förmlich zum Weiterlesen, da man stets weiß, dass etwas passieren wird, aber nicht genau was und wie es passieren wird.
Zudem ist es interessant, zu sehen, wie Pauls Charakter sich mit den Ereignissen verändert. Einerseits belasten ihn seine Kräfte, andererseits erlebt er sehr viele einschneidende Ereignisse in einer sehr kurzen Zeit und stumpft ab. Zu sehen, wie ein 15-Jähriger zunehmend berechnend und kaltblütig gegenüber seinen Feinden wird und mit seiner Macht umgeht, macht die bereits gelungene Prämisse umso interessanter.
Obwohl Pauls Kräfte immens sind und er kein normaler 15-Jähriger ist, kann man sich gut in ihn hineinversetzen, da seine Gefühle, insbesondere, wenn er seine Kräfte nutzt, sehr greifbar dargestellt werden. Trotz der Macht, die sein Wissen mit sich bringt, ist Paul ein Teenager und sein junges Alter scheint immer wieder hervor. Somit wirkt er nicht wie ein unantastbarer Gott, sondern wie ein junger Mensch, der in kurzer Zeit viel Traumatisches erlebt und große Macht erlangt hat. Er ist ein interessanter Charakter, den ich gerne bis zum Ende seiner Reise begleitete.

Nicht alles das glänzt ist Gold
Die einzige große Schwäche des Romans ist der Einstieg. Bei “Dune” handelt es sich um den Beginn einer Saga. Dem entsprechend musste Herbert zunächst die Welt, in der das Werk spielt, aufbauen. Das kostet Zeit. Allein die Vorstellung der Hauptcharaktere nimmt viel Zeit in Anspruch, weshalb das erste Drittel des Buches sich etwas ziehen kann. Dennoch weiß man währenddessen genau, dass es einen Verräter gibt und etwas Schlimmes passieren wird, da es ständig Andeutungen gibt, die Schlechtes vermuten lassen. Daher wird die Spannung zugegebenermaßen langwierig, aber dennoch effektiv aufgebaut. Sobald die Handlung aber losgeht, ist sie nicht mehr zu bremsen und der langatmige Einstieg wird gekonnt ausgeglichen.
Jeder altert, nur nicht zwingend gut…
Da “Dune” 1965 veröffentlicht wurde, kann man sich bereits denken, dass manche Aspekte daran weniger gut gealtert sind. Zum Beispiel haben die Darstellungen einiger Charaktere recht fragwürdige Implikationen. Übergewichtigkeit wird teils als Zeichen moralischen Versagens genutzt, da der Hauptantagonist als SEHR FETT dargestellt wird, in Ausmaßen, die stark an der Grenze zum Lächerlichen kratzen (Dieser Charakter nutzt schwebende Geräte, um sein Körperfett stemmen zu können).
Ansonsten ist die Darstellung von Frauen für heutige Zeiten wenig zeitgemäß. Sie sind hauptsächlich in passiven Nebenrollen, die Klischees zu Frauen erfüllen. Beispielsweise gibt es eine Prinzessin, die lediglich einer politischen Heirat dient. Obwohl Pauls Mutter eine recht starke Frau ist, ist ihre Darstellung nicht weniger fragwürdig. Aufgrund ihrer Kräfte als Bene Gesserit wird sie recht manipulativ und als eine Art Hexe dargestellt. Bene Gesserit sind grundsätzlich Frauen und nutzen Logik, sowie Tricks und Manipulation, um ihre Ziele zu erreichen, wodurch diese Charakterisierung zusätzlich verallgemeinernd wirkt. Das entspricht einem eher schlechten Bild von Frauen, welches man in Frage stellen sollte. Starke Frauen sind nicht prinzipiell manipulativ und gehen nicht zwingend über Leichen, um ihre Ziele zu erreichen. Vielleicht sprach da die Misogynie der 60er aus dem Autor.
Fazit:
Alles in Allem wird “Dune” nicht zu Unrecht als Meisterwerk bezeichnet. Das Universum, in dem es spielt, hat eine große Tiefe. Die Charaktere sind gut geschrieben und bis auf ein paar einzelne Ausnahmen sind sie interessant und wenig nervtötend. Insbesondere die Prämisse, die auf Erinnerungen aus der Zukunft aufbaut, ist sehr interessant und Frank Herbert verknüpft dadurch gekonnt die Handlung und die Welt, in der sie stattfindet mit dem inneren Konflikt des Hauptcharakters.
Man merkt teilweise dennoch, dass das Buch aus einer anderen Zeit stammt, da manche Dinge, die darin zum Ausdruck kommen, in der heutigen Zeit Aufschrei mit sich bringen würden. Die Geschichte wirkt jedoch frisch und hat sicherlich einige kontemporäre Werke beeinflusst, unter anderem “Star Wars”. Die Story an sich ist also gut gealtert und es ist interessant, zu sehen, wie “Dune” neuere Werke beeinflusst hat.
Das Buch ist aber definitiv nicht für jeden geeignet. Um wirklich das Werk genießen zu können, sollte man zumindest ein junger Erwachsener sein. Ich bezweifele, dass ein 12-jähriges Kind das Buch in vollem Maße genießen würde, da der Einstieg recht zäh sein kann und der Schreibstil insbesondere während Gedankenspielen und taktischen Überlegungen für Kinder zu trocken und teils zu kompliziert sein könnte. Manche Abschnitte erinnern an Virginia Woolfs Schreibstil, welcher sehr kompliziert sein kann. Allein daher würde ich das Buch nicht für Kinder weiterempfehlen.
Wer jedoch in eine interessante Welt mit diversen Fraktionen und einer gut geschriebenen Geschichte eintauchen will, sollte das Buch lesen. Ich gebe ihm 9 von 10 Punkten und bin gespannt auf die Fortsetzungen und die neue Verflimung, wobei ich bei letzterer etwas skeptisch bin, da ich mir nicht sicher bin, wie gut man die Gedankenspiele und Taktiken der Charaktere auf der großen Leinwand darstellen kann.
Damit sind wir am Ende meiner ersten Buch-Review angekommen. Ich hoffe, sie hat euch gefallen. Habt ihr das Buch bereits gelesen oder plant ihr vielleicht, es zu lesen? Schreibt es gerne in die Kommentare oder auf Twitter.
Wie immer vielen Dank für’s Lesen.
-sovlpvnk
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