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Da sich das Jahr 2020 endlich dem Ende zuneigt, möchte ich rückblickend über eines der wenig guten Dinge des Jahres sprechen: Die genialen Album-Releases. Unabhängig vom Genre gab es dieses Jahr viele großartige Releases. Daher möchte ich heute einige Empfehlungen aussprechen. Diese reichen von Hardcore und Powerviolence zu Shoegaze und Dream Pop.
Ich präsentiere die Alben ohne besondere Reihenfolge, allerdings erfahrt ihr am Ende meine Top 3 Alben des Jahres und hört einige Empfehlungen abseits von LPs. Viel Spaß!
Enter Shikari – Nothing is True & Everything is Possible
Zunächst eines der offensichtlichen Releases für diejenigen, die meinen Blog kennen: “Nothing Is True & Everything Is Possible” von “Enter Shikari”. Wie immer hat das Quartett aus England eine bunte Mischung verschiedenster Genres herausgebracht, die dieses Mal mehr in die klassische Richtung geht, als vorherige Veröffentlichungen.
Allerdings gibt es darauf auch einige Songs im älteren Stil der Band, zum Beispiel Songs wie “The Dreamer’s Hotel” und “satellites”. Die Band bleibt sich selbst treu und erfindet ihren Sound gleichzeitig ein weiteres Mal neu. Hierbei handelt es sich um eines meiner Lieblingsalben des Frühjahres und ein perfekter Lockdown-Soundtrack. Definitiv eine Empfehlung meinerseits für Fans von Crossover.
Ich empfehle “satellites**” und “Elegy For Extinction”
END – Splinters From An Ever-Changing Face
Das folgende Album begleitete die nächste Phase meines Lockdowns: “Splinters From An Ever-Changing Face” ist ein Paar Spuren härter als das letzte Album und passte dadurch perfekt zu meiner Frustration in Anbetracht der damals steigenden Reproduktionszahlen und sinkenden Aussichten, wie geplant nach meinem Bachelor-Abschluss zu verreisen.
Die Mischung aus Grindcore, Retro-Metalcore und Mathcore klingt noch eine Spur pissiger als die EP von 2017 und passte perfekt zu meiner Stimmung im Juni dieses Jahres. Fans harter Musik, an denen dieses Release vorbei ging, sollten es auf jeden Fall nachholen. Die Tempowechsel von knochenzermahlenden Grind Breakdowns zu explosiven Blastbeats gehen gut ins Ohr und das gesamte Album ist sehr wuchtig und interessant. Allein die Mischung aus verschiedenen Künstlern und Genres macht das Album zu einer Erfahrung.
Besonders zu empfehlen: The Reach of Resurrection
Denzel Curry – Unlocked
2020 war ein weiteres erfolgreiches Jahr für den Rapper “Denzel Curry”. Jüngst erreichte sein Song “CLOUT COBAIN” den verdienten Platinum-Status. Darüber hinaus brachte der Künstler zu Beginn des Jahres eine EP mit dem Titel “Unlocked” heraus, die etwas mehr an seinen alten Style zu “Imperial”-Zeiten erinnert. Passend dazu gab es ein Musikvideo im Kurzfilm-Format, das man frei auf YouTube anschauen kann. Fans von Hip-Hop, Cartoons und Anime sollten dieses definitv abchecken. Gerade in Video-Form ist das Album eine neue Erfahrung, da es verschiedene Medien überschreitet. -Denzel Curry ist ein multimedialer Künstler.
Mein Favourite Track: “Cosmic”
Vanguard – Rage Of Deliverance
Die meisten Vegan Edge Bands sind Youth Crews mit einem Stil, der mich einfach nicht wirklich begeistern kann und wenig Neues bietet. Dieses Jahr wurden jedoch meine Gebete an Seitan erhört und es kamen endlich einige härtere Vegane Bands mit zeitgemäßem Sound heraus, allen voran Vanguard.
Diese sind simpel gesagt First Blood, jedoch mit veganen Texten, die stark in die Tiefe gehen. Das Ganze wird mit einigen melodischen und metallischen Elementen angenehm verpackt und somit schafft die Band ein stimmiges und hartes Gesamtwerk. “Rage Of Deliverance” ist ein gelungenes Debüt, mit dem die Texaner gekonnt ein Zeichen für Tierrechte und ein progressives Mindset setzen.
Mein Lieblingssong: “Detach”
GULCH – Impenetrable Cerebral Fortress
Es geht hart weiter. 2020 war für mich insbesondere ein Jahr für Grindcore und Powerviolence, da diese Genres perfekt zu meiner Stimmung passten.
“GULCH” gehen auf diesem Release steil und das Intro ist eines meiner meistehörten Lieder des Jahres. In Genre-Manier wechseln sich Blastbeats, Breakdowns und teils Midtempo-Beats ab und werden von rohen Vocals begleitet. Durch die Dynamik der Songs wirkt der Sound der Band umso wuchtiger und roher, weil die Instrumentals nicht in einem Einheitsbrei versinken und die Tempowechsel alles eine Stufe härter wirken lassen. Die Tempowechsel und Vocals sind einfach nur brutal und machen Spaß und insbesondere wegen “GULCH” vermisste ich diese Jahr Shows.
Empfehlung für “Impenetrable Cerebral Fortress”
Power Alone – Rather Be Alone
“Rather Be Alone” ist das Debüt-Album der Hardcore-Band Power Alone und eines meiner Lieblingsreleases dieses Genres in den letzten Jahren. Ihre starken politischen Texte untermalt die Band mit sehr soliden Riffs. Hierbei handelt es such um ein sehr starkes Hardcore-Album, das aus der Masse heraussticht, sowohl lyrisch als auch instrumentell.
Power Alone spielen nicht dieselben Standardformeln durch, wie es im Genre üblich ist, sondern ergänzen die Hardcore-Formel um einen eigenen Touch, wodurch das Album einfach Spaß macht. Außerdem sind sie eine weitere politische Vegan Edge Band, was für mich immer willkommen ist.
Lieblingssongs: “Where We Stand” und “Stay True”
https://powerxalone.bandcamp.com/track/where-we-stand
Vision Quest – Bear Witness (EP)
Eine weitere female-fronted Band schafft es auf Platz vier. “Vision Quest” aus dem Vereinigten Königreich spielen schnellen, groovy Hardcore und schaffen damit ein perfektes Beispiel für guten Hardcore. Die Tempowechsel sind eingängig und machen Spaß, es gibt geniale Breakdowns und perfekt dazu passend eine Menge Mosh Calls. Insbesondere live dürften die Songs Spaß machen und wegen ihrer tollen Energie halfen sie mir durch viele Tage dieses anstrengenden Jahres. Teils hörte ich die EP mehrmals am Tag, was easy machbar ist, da sie recht kurz ist. Das verdeutlicht aber um so mehr, wie eingängig die Lieder sind und lässt auf eine große Zukunft für die Band hoffen, falls sie irgendwann ungestört touren kann.
Meine Empehlungen: “Psych” und “Step Up”
Platz 3: Bring Me The Horizon – Post Human: Survival Horror (EP)
Mich verbindet eine gewisse Hassliebe mit dieser Band. Ich liebte sie bis einschließlich “Sempiternal”, doch unter “That’s The Spirit” litt die Beziehung sehr, weil ich an diesem Punkt wie diese Hater online dachte: “Sell Outs”. DOCH dann kam letztes Jahr dieses experimentelle Release mit dem ellenlangen Namen “Music to Listen To…”. Damit gewann die Band meinen Respekt zurück, weil sie damit beweiste, keinen feuchten Kericht zu geben, was man über ihre Musik denkt. Darüber hinaus sah ich “Bring Me” letztes Jahr am Ring und war begeistert, wie stark sich Olis Vocals verbessert haben.
Schließlich brachte die Band, die modernen Metalcore für immer prägen sollte, dieses Jahr eine neue EP heraus, auf der sie alles komplett auf den Kopf stellte. “Post Human: Survival Horror” ist eine lebhafte Mischung aller Stile, die die Band bisher durchlaufen hat, jedoch erweitert um einige neue Elemente. Allein als ich das Intro zu “Dear Diary” zum ersten Mal hörte, horchte ich auf, weil ich nicht diese Härte erwartet hätte. In “Kingslayer” bringt Oli seine “Suicide Season”-Vocals zurück und growlt wieder und “Itch For The Cure” hört sich nach “Enter Shikari” oder “The Prodigy” an. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Titel auch eine “Linkin Park”-Referenz ist.
Das Album brachte mich beim ersten Hören zurück ins Jahr 2013 und ließ mich wieder fanboyen. “Bring Me The Horizon” sind nicht umsonst eine Größe der Szene und verdienen allein für ihren Einfluss, aber auch für ihre Kreativität Respekt und aller spätestens diese EP beweist das.
Für Fans von “Linkin Park”: “Teardrops” Ansonsten: “Kingslayer”.
Platz 2: Higher Power – 27 Miles Underwater
Mein zweitliebstes Release und Top-Album dieses Jahres war “27 Miles Underwater” von “Higher Power”. Die Briten brachten hiermit ihr Magnum Opus heraus, was nach dem Wechsel zu Roadrunner Records absehbar war.
Als ich ihre Musik 2018 zugegebenermaßen spät entdeckte, erinnerte mich der Sound der Band sofort an “Glassjaw”. Ursprünglich spielten sie Hardcore mit komplett cleanen Vocals, die in angenehmem Kontrast zu den härteren Instrumentals standen, doch auf dem neuen Album fing Sänger Jimmy Wizard an, zu schreien und die Instrumentals bewegen sich stärker in Richtung 90s/00s Nu-Metal und Post-Hardcore. Manche Riffs auf diesem Album fallen in dieselbe Nische, wie “At The Drive-In” und “Glassjaw”/”Deftones” und haben massive Vintage-Vibes der besten Sorte.
Insgesamt ist der Sound der Band cleaner und geht stärker in die rockige Richtung als in Richtung Hardcore. Zudem erweitern die Vocals den Sound um eine weitere Spur und “Higher Power” verbessern sich auf jeglicher Ebene. Diese Kombination aus Härte und Atmosphäre mit massiven Throwbacks machte “27 Miles Underwater” zu meinem Favoriten dieses Jahres, wenn es um Alben geht. Was dieses Album für mich persönlich übertreffen konnte, erfahrt ihr im Anschluss.
Definitv hören: “Lost In Static”, “Low Season”
Platz 1: Fleshwater – demo2020 (EP)
Was passiert, wenn Hardcore-Kids und Fans von Deftones Shoegaze spielen? Die Antwort ist diese Demo von “Fleshwater” und für mich persönlich das beste Release des Jahres.
Das Lineup von “Fleshwater” ist eine Mischung aus “Vein” und Sängerin “Mirsy”, die sich stilistisch zwischen Alternative Metal und Shoegaze bewegt. Das Endprodukt ist extrem atmosphärisch und wird durch Mirsys Lead Vocals mit Unterstützung des Sängers von Vein ergänzt.
Beschreibungen werden dem Stil der Band nicht wirklich gerecht, also kann ich nur empfehlen, die EP als Ganzes zu hören. Sie umfasst nur drei Songs, die definitiv Lust auf mehr machen und sowohl Fans harter Musik, als auch Freunde von Shoegaze ansprechen könnte. Allein diese EP führte mich in das Genre ein, also definitv eine Empfehlung meiner Seite.
Insbesondere “Linda Claire” muss man gehört haben.
Honourable Mentions
Neben Neuerscheinungen hörte ich dieses Jahr natürlich auch einiges an älterer Musik und Singles. Allen voran möchte ich “Mirsy” erwähnen. Sie ist die Sängerin von Fleshwater und veröffentlicht solo sehr atmosphärischen Dream-Pop, unter anderem mit Elementen von Trap. Geht am besten ihre Releases auf Spotify durch.
“Vein” brachten dieses Jahr ein Remix-Album mit Demos und Neuaufnahmen älterer Tracks heraus, welches auch extrem stark und atmosphärisch war. “Old Data In A New Machine” ist definitiv ein Muss für Fans der Band, insbesondere für solche, die seit der “Terror’s Realm” EP am Start sind und auf eine Neuauflage dieser EP hofften.
Abseits harter und instrumenteller Musik brachte “Yung Lean” dieses Jahr ein neues Album mit dem Titel “Starz” heraus, welches stark an seinen alten Stil erinnert. “Pikachu” und “Boylife in EU” sind mindestens genau so atmosphärisch wie damals “Yoshi City”. Der Originale “Yung” beweist erneut, was für eine Größe des Souncloud Rap er ist. Wer Trap mag, jedoch nicht Yung Lean kennt, hat eine massive Bildungslücke und sollte sich selbst einen Gefallen tun und diese schnellstmöglich füllen. Ohne ihn gäbe es die Trap oder Emo-Rap Szene nämlich nicht.
Neujahrsvorsätze und Shoutouts
2021 kommen zwei Alben, auf die ich mich besonders freue. “Slope”, die deutsche Version von “Turnstile” werden ihr Debüt-Album veröffentlichen, welches bereits auf ihren Social Media-Plattformen angeteaset wurde. Auf dieses Album freue ich mich, wie ich mich schon lange auf kein Hardcore-Release mehr gefreut habe. Allgemein sind “Slope” eine echt innovative Band, also haltet eure Augen auf jeden Fall offen!
Davon abgesehen werden “Fleshwater” wahrscheinlich ihren ersten Longplayser herausbringen, der eigentlich bereits dieses Jahr herauskommen sollte. Auch die Sängerin, “Mirsy” plant, ein Album herauszubringen, auf das ich mich gleichermaßen freue. 2021 wird also musikalisch sicher ein tolles Jahr.
Was diesen Blog angeht, gibt es im kommenden Jahr auch mehr zu erwarten. Dieses Jahr war hektisch und die letzte Zeit kam ich nicht wirklich zum Schreiben, weshalb ich eher Reviews verfasste. In Zukunft wird sich das ändern, doch Reviews werden auch weiterhin ein Teil meines Contents bleiben.
Abschließend vielen Dank an alle Leser*innen und alle, die mich bisher unterstützt haben, seien es Bands, Social Media Kontakte oder Freund*innen. Ich wünsche euch allen schöne Feiertage und einen guten Start in’s neue Jahr. Bleibt gesund und achtet auf die Beschränkungen, damit diese auch irgendwann wieder enden und möglichst viele Leute das neue Jahr erleben können.
Wie immer vielen Dank für’s Lesen.
-sovlpvnk
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